Fotowissen Grundlagen

Fotowissen Grundlagen Fototechnik

Blende – Zeit – Iso
Eine theoretische Betrachtung mit Praxistipps.

Eine nicht auflösbare Dreiecksbeziehung. Zunächst ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit. Die ersten Kameras hatten eine kleine Öffnung, durch die das Licht auf den Film – OK es waren mit lichtempfindlichen Material beschichtete Platten – fallen konnte. Man nahm den Deckel von der Öffnung, zählte bis irgendwas und brachte den Deckel wieder an. Hatte man nicht zu lange oder zu kurz gewartet, war die Platte korrekt belichtet. In der Folge der Zeit konnte man mit einem Drehmechanismus die Größe der Öffnung wählen. Noch später kamen dann die verschieden Lichtempfindlichen Filme hinzu. Heute ist das noch immer so und bleibt auch so. Die Bezeichnungen sind Blende, Zeit und ISO.
Es bedarf noch eines Bezugswertes, der aber bereits vom Hersteller der Kamera definiert wurde. Auf diesen Bezugswert ist alles ausgerichtet. Bleiben wir dabei. Bildgestaltung interessiert uns an dieser Stelle nicht. Stellen Sie sich eine graue Fläche vor. Ihre Kamera ist im Automatikmodus. Sie fotografieren die graue Fläche und das Foto zeigt die Fläche genau so grau an, wie Sie sie sehen. Über die in der Kamera eingebaute Lichtmessung wird alles geregelt. Wir brauchen uns um nichts kümmern. Nur zu wundern, wenn im Bild überwiegend schwarze oder weiße Flächen vorkommen und die dann auf dem Foto grau sind. Aber es gibt noch wichtigere Gründe, um der Automatik nicht die Entscheidung zu überlassen. Was Sie dazu an Wissen benötigen ist nur wenig. Fotografieren lernen ist einfach. Dafür brauchen Sie kein Buch kaufen. Lesen Sie einfach weiter. Ich stelle Ihnen die 3 Parameter Zeit, Blende und ISO hier vor.

Unsere 3 Parameter sorgen also für ein korrekt belichtetes bild. Sie müssen aber zueinander passen. Somit stehen sie in direkter Beziehung zueinander. Für die drei Parameter gibt es Werte, die in verschiedenen Zahlen ausgedrückt werden:

Zeit = 1/1, 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, 1/32, 1/64, 1/128, 1/256, 1/500, 1/1000 usw. Die Zahl hinter dem / ist der Teil einer Sekunde. Gesprochen z.B. eine vierundsechzigstel Sekunde.

Blende = 1.0 – 1.2 – 1.4 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 21 – 32 und eigentlich nicht mehr so weiter. Kleine Zahl = große Öffnung oder kleine Blende.

ISO = 100 – 200 – 400 – 800 -1600 – 3200 – 6400 – 12800 – 25600 usw.

Wir erkennen in der Abfolge der Werte eine Regelmäßigkeit. Das macht es uns leicht. Wir nehmen immer entweder doppelt so viel, oder halb so viel vom jeweiligen Parameter. Gehen wir mal gedanklich von einem korrekt belichteten Foto bei folgenden Werten aus:

ISO 800, Blende 8 und Belichtungszeit 1/128 Sekunde. Dann ist auch folgende Kombination richtig:
ISO 400, Blende 5.6 und Belichtungszeit 1/128 Sekunde. Oder
ISO 800, Blende 11 und Belichtungszeit 1/64 Sekunde.  Erkennen Sie den Zusammenhang? Nein? Anders ausgedrückt: Öffne ich die Blende um einen Wert von 8 auf 5.6 und bleibe bei der Zeit von 1/125 Sekunde, dann muss ich die ISO um einen Wert verringern.
Bleibe ich bei ISO 800 und schließe die Blende um einen Wert von 8 zu 11, dann muss ich die Belichtungszeit verdoppeln von 1/128zigstel Sekunde zu 1/64zigstel Sekunde. Die drei Werte sind der sogenannte Lichtwert. EV = ExposureValue. Drehen Sie an einer der Stellschrauben können Sie sagen, Sie haben die Parameter um einen Lichtwert verschoben. In der Praxis ist es besser, nicht den ISO Wert zu verändern. Insbesondere in gut beleuchteten Situationen.


Die Belichtung ist gleichbleibende. Nur die Blende wirkt sich auf die Schärfentiefe aus. vlnr 8 – 5.6 – 11

Was soll das Ganze? Nun ja, wir wollen ja nicht nur eine technisch korrekte Belichtung. Wir sind doch kreativ und wollen unsere Bilder gestalten. Zum Beispiel den laufenden Hund, das fließende Wasser, das sich im Wind wiegende Gras und vieles mehr. Wir wollen Objekte im Bild freistellen. Hier spricht man von selektiver Schärfe, die ich über den Blendenwert erreiche. Der Fachbegriff ist Tiefenschärfe.  Schärfentiefe ist die tatsächlich messbare Tiefe, wie weit in den Raum hinein ein Bild scharf erscheint. Tiefenschärfe meint das physikalische (oder optische) Konzept, wonach Schärfe kein Punkt im Raum ist, sondern einen Abstand zwischen zwei Punkten darstellt – jedenfalls für die Wahrnehmung des Auges.

Ebenso in Sachen Blende. Viele sind faul im Sprachgebrauch und reden unentwegt von der Blende. Meinen aber ganz was anderes. Sie sagen es Ihnen nur nicht. Oder im schlimmsten Fall, sagen Sie Ihnen das Falsche. Ich verdeutliche das mal, damit Sie es verstehen. Das ist nämlich kinderleicht. Schauen Sie sich die nachfolgende Abbildung an:

Die grauen Flächen sind die Lamellen. Es sind im Beispiel 6 Lamellen. Sie bilden die Blende. Links ist die Blende klein, die Öffnung groß. Wir sprechen von einer kleinen Blende oder von einer großen Blendenöffnung. Kleine Blende ist aber richtig. Der zuzuordnende Wert ist nämlich auch klein! Rechts ist die Blende groß und die Öffnung klein. Die Blende ist also groß und entsprechend auch der Wert. Versteht doch jedes Kind, oder? Lassen Sie sich künftig kein X mehr für ein U vormachen und ermahnen Sie den Falschsager. Danke dafür.
Die Blende hat aber noch eine tolle Auswirkung in Bezug auf die Schärfentiefe. Denn je kleiner die Blende ist, desto geringer ist der Bereich in der Tiefe des Bildes, der scharf abgebildet wird. Und darum heisst es Schärfentiefe. Und die ist nicht von der Brennweite abhängig. Glauben Sie es mir einfach mal an dieser Stelle oder lesen Sie diesen Artikel hier. Mißachten wir den Abbildungsmaßstab dann gilt, dass ein weitwinkelliges Objektiv grundsätzlich eine bedeutend höhere Schärfentiefe aufweist als ein 600 mm Objektiv.

In der nachfolgenden Abbildung habe ich den Fokus in Mitte gelegt und eine Blendenreihe fotografiert. Beachten Sie die Veränderung der Schärfentiefe.

Sehr schön erkennt man den unscharfen Hintergrund bei einer offenen Blende. Hier wurde Blende 4 verwendet.

Die Abblendung auf Blende 22 sorgt für wesentlich mehr Schärfe im Hintergrund. Das ist doch einfach, oder?

Die Belichtungszeit kommt kreativ zum Einsatz bei bewegten Objekten. Hier anhand von fließendem Wasser dargestellt. Das können Sie sehr schön selber bei sich zu Hause probieren. Einen spektakulären Wasserfall braucht es nicht. Aber wenn Sie ihn vor sich haben, wissen Sie, welche Zeit Sie bestenfalls einstellen.


Eine kurze Belichtungszeit friert Bewegung ein (oben links). Eine lange Belichtungszeit lässt das Wasser fließen (unten rechts).

Die Blende und die Belichtungszeit sind somit auch ein gestalterisches Element. Eine kurze Belichtungszeit hilft auch gegen verwackeln bei Aufnahmen aus der Hand, was in den überwiegenden Fällen zutrifft. Daher sind die Automatiken der Kameras darauf aus, eine kurze Belichtungszeit zu priorisieren. Dank moderner Bildstabilisierungstechnik funktioniert das auch ganz gut sogar bei schlechten Lichtverhältnissen. Wo früher mit analogem Film bei ISO 400 schon ein Stativ unumgänglich war, kann man heute noch frei Hand fotografieren.

Möchten Sie mehr um die technischen Zusammenhänge und die gestalterischen Möglichkeiten erfahren, empfehle ich Ihnen meinen Fotokurs Grundlagenwissen. Sie können ihn unter https://www.um-photo.de/workshops/grundlagen/ buchen.

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