Patrick Ludolph – Manche Fehler muss man selber machen. Untertitel „Oder wie ich Menschen fotografiere“
Der Titel klingt interessant und lässt hoffen, dass Paddy – so lässt er sich gerne nennen – uns Rezipienten von seinen Fehlern berichtet. Auf das wir sie nicht selber machen brauchen. Die Zielgruppe ist klar definiert. Das Buch richtet sich an Peoplefotografen.
Erster Eindruck: Das Buch fühlt sich richtig gut an. Ganz anders, als man es von anderen Büchern aus dem Verlag gewohnt ist. Nicht das diese vom Einband oder Papier schlechter wären, nein, sie sind nur anders. Die Aufmachung der Seiten ist anders. Wie ein Notizbuch, in das man Bilder eingeklebt und mit handschriftlichen Anmerkungen versehen hat. Das passt zur Wahl des Papiers, welches man auch eher von Notizbüchern her erwarten würde. Der Einband ist eher rau als Glatt und das zieht sich bei den einzelnen Seiten im Buch fort. Das hat was. Insbesondere die SW Bilder haben dadurch eine besondere Haptik und Anmutung.
Das Buch soll nach Aussage von Paddy kein Lehrbuch sein, sondern ein Denkanstoß, eine Ermutigung. Nun ja, sicher ist es das, aber es ist auch ein Lehrbuch. Es ist keine philosophische Abhandlung über die Fotografie, es ist eine persönliche Betrachtung und Reflexion eines Fotografen über seine Art, Menschen zu fotografieren und darüber, was Equipment für ihn bedeutet. Er lässt uns teilhaben an seinem Schaffen und vermittelt den Status Quo von ihm.
Menschen sind das Thema von Patrick Ludolph in seinem Buch. Sein Tenor: die Bilder sind spektakulärer als ihre Entstehung. Das ist schon mal eine Ansage. Denn andere machen ein Riesen Bohei um die Entstehung ihrer Bilder.
Paddy ist ehrlich und provokant. Er sagt, wer die (fototechnischen) Grundlagen beherrscht, ist in der Lage, mit jeder Kamera gute Bilder zu machen. Oder „Wer keine Ahnung von Bildaufbau hat, reisst einfach die Blende auf.“ Er fotografiert mit Leica aber aus einem anderen Grund, nämlich seiner Erkenntnis, das haben besser ist als brauchen.
Das Buch ist unterhaltsam, interessant, lehrreich und enthält zahlreiche schöne Portraitfotografien. Es gibt dem Rezipienten aber auch die Möglichkeit, einige der Aussagen zu hinterfragen bzw. sogar in Frage zu stellen. Ganz im Sinne des Autors, der das Buch ja nicht als Anleitung sondern als Denkanstoß und Ermutigung versteht. „Denn man kann auch mit der besten Kamera lausige Fotos machen.“
Nach dem Geplänkel über die Kamera geht der Autor u.a. auf die wichtigen Grundlagen Brennweitenwahl, Lichtsetzung und Gestaltung, Bildgestaltung und den Umgang mit dem Menschen vor der Kamera ein. Das Kapitel „Meine Bilder und ihre Entstehung“ nimmt großen Raum ein; gut 100 Seiten und 48 Bilder umfassend. Nr. 24 ist das Coverbild. Es zeigt sehr gut, wie aus einer Situation heraus Bilder entstehen können, wenn der Fotograf auf Zack ist. Man muss halt offen sein und seine Kamera kennen.
Fazit: Meinen Glückwunsch für dieses gelungene Buch. Patrick „Paddy“ Ludolph schafft es, Fototechnik und Peoplefotografie auf seine Weise und ebenso unspektakulär zu vermitteln, wie er es von der Entstehung seiner Bilder behauptet.
Was mir persönlich am Buch nicht gefällt, ist die kleine Schrift. Diese könnte 1pt größer sein.
Über den Autor: Patrick Ludolph wurde 1972 geboren. Er ist Wahl-Hamburger und Hobbyfotograf seit der Kindheit. Nach einem Informatikstudium war er zunächst viele Jahre im Online-Marketing tätig mit Schwerpunkt auf Suchmaschinenoptimierung und Webanalyse. Seit 2006 betreibt Patrick den Fotografie-Blog Neunzehn72. Erste Workshops 2008 und schließlich 2010 der Ausstieg aus dem alten Job und Einstieg in die Selbstständigkeit als Fotograf. Schwerpunkt Menschen, Reportagen, Reisen, Portraits, Hochzeiten.
Weiterführender Link: https://www.dpunkt.de/buecher/13267/9783864906121-manche-fehler-muss-man-selber-machen.html