Ausgerechnet am Black Friday verkündet die Köln Messe das Aus der photokina. Welch ein schwarzer Tag. Wäre es Freitag der 13te gewesen, wäre es quasi das Sahnehaupt gewesen. 2018 hatte man noch verkündet, die photokina solle fortan jedes Jahr stattfinden. Mit neuem Konzept, in weniger Hallen und an weniger Tagen. 2019 dann die erste Absage mangels Interesse der Branche. Kein Wunder, denn die photokina 2019 hätte in Folge nur wenige Monate später im Mai stattfinden sollen. Da war uns Fachjournalisten schon klar, dass das schwierig werden würde. Und wir lagen mit der Einschätzung richtig. Warum man dass bei der photokina anders gesehen hatte, können nur die Verantwortlichen beantworten. Die Covid 19 Pandemie bescherte der Messe 2020 das Aus. Sie konnte nicht stattfinden. Ich hatte aber sowieso meinen Zweifel, ob sich ein Besuch noch lohnen würde. Denn der Pressetag hätte ohnehin nicht mehr stattgefunden. Er wurde einfach gestrichen. Er war eigentlich der Tag, an dem man sich vorher schon mit verschiedenen Leuten verabredet hatte. Im Rummel und Stress der laufenden Messe waren intensive Gespräche einfach schwierig zu realisieren.
Die photokina als Treffpunkt zum intensiven Austausch, zum Smaltalk, um Leute aus fernen Ländern zu treffen, die längst zu Freunden geworden waren, das wird fehlen. Und das bedauere ich am Allermeisten. Den Wegfall der Community Stage in Halle 9 im Jahr 2018 haben viele bedauert. Die Proteste verhallten ungehört.
Die Verlautbarungen seitens des Veranstalters, die photokina sei nur bis auf Weiteres ausgesetzt, halte ich für das Pfeifen im dunklen Wald. Die photokina wird es nicht mehr geben. Gerne lasse ich mich eines besseren belehren. Aber eine photokina wie sie für 2020 geplant war, ist keine photokina mehr.
Aber ist das Aus der photokina nicht auch ein „schlechtes“ Omen für die gesamte Fotobranche? Nein würde ich sagen. Eher umgekehrt. Die Fotobranche hat der photokina eine Absage erteilt. Dank Internet und Online Medien wurde die Produktentwicklungen bzw. Neuvorstellungen längst schon nicht mehr an das Datum der photokina geknüpft. Geht es doch darum schnell und der Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Die Konkurrenz untereinander hat wesentlich an Härte zugenommen. Der Branche sind wichtige Teile weggebrochen. Der Markt der kleinen Kompaktkameras mit festem Objektiv ist quasi nicht mehr existent. Die Smartphones mit ihren immer besseren Kameras tragen erheblich dazu bei. Warum noch eine extra Kamera dabei haben, wenn das Smartphone doch super tolle Fotos macht und obendrein auch noch die eingebaute Kamera mit dem Logo von Leica versehen ist? Und der Markt der Spiegelreflexkameras und der spiegellosen Systemkameras sättigt sich ungemein. Die Bildqualität hat derzeit ein sehr hohes Niveau erreicht. Wahnsinnige Megapixel von über 50 sind eher etwas für den Profibereich. Und für die Enthusiasten, die sich gerne mit diesem Equipment zeigen. Kameras mit 24 Megapixel reichen für die Mehrzahl der Käufer völlig aus. Und das auf Jahre gesehen. Da wird dann hier und da noch ein weiteres Objektiv hinzugekauft. Und das nur weil sich damit ein schöneres Bokeh erzielen läßt als mit dem sogenannten Kitobjektiv. Oder die Brennweite nicht mehr dem fotografischen Anspruch genügt.
Auch die Pandemie hat der Fotobranche nicht viel gebracht. Der große Profiteur ist der Fahrradmarkt. Das Geld, welches hier in ein Pedelec investiert wurde, fehlt für teures Fotoequipment. Und das braucht man auch nicht mehr aus oben genannten Gründen. Ein anderes Indiz für den schwächelnden Markt schreibe ich einer sehr bekannten Marke aus Wetzlar zu. Leica. Mit großem Erstaunen wurde auf der photokina 2018 die Zusammenarbeit mit Panasonic und anderen bekannt gegeben. Das L-Bajonett war fortan nicht mehr allein Leica vorbehalten. Objektive von Fremdmarken für das Leica L-Bajonett sind längst auf dem Markt. Ich denke, Leica versucht hier die Kameras an Leute mit nicht ganz so prallem Geldbeutel verkaufen zu wollen. Man verzichtet dann auf Gewinne aus den Objektiven. Meines Erachtens sind schwindende Verkaufszahlen der Grund für die Kooperationen. Und die Liste der Marken ist inzwischen sehr überschaubar geworden. Fujifilm, Hasselblad, Leica, Panasonic, Olympus, Sigma, Nikon, Canon, Pentax, Sony wenn ich keinen vergessen habe. Hasselblad ist längst an DJI verkauft. Olympus hat sich von der Kamerasparte getrennt. Sigma versucht derzeit mit der kleinen FP mit Leica L-Bajonett neue Kunde zu gewinnen. Fujifilm hat in den letzten Jahren dazugewonnen mit der X-Serie und den mittelformatigen GFX. Panasonic ist sehr stark im Videobereich mit Ihren Kameras vertreten. Nikon und Canon haben gut daran getan, neben den DSLR auch kompakte spiegellose Systemkameras anzubieten. Sony hat mit einem tollen Marketing zu passender Zeit einen wahren Hype ausgelöst. Auch dieser beginnt zu bröckeln. Derzeit wird mit der neuen Kamera C7 auch auf den digitalen Sucher verzichtet. Sind das Kostengründe oder will man wirklich nur noch eine kompaktere Kamera anbieten, die aber umso größere Objektive benötigt? Fujifilm geht hier einen besseren Weg mit dem APS-C Format, welches zu den kleinen Kameras auch kleine Objektive erlaubt. Dies gilt auch für den Mikro Four Thirds Bereich, den derzeit Panasonic und Olympus abdeckt. Und das sogar mit dem selben Bajonett.
Mir persönlich ist es völlig egal, was aus der Fotobranche wird. Ich habe längst meinen Weg weg von Nikon hin zu Fujifilm gefunden. Und ich werde auch lange Zeit nichts neues brauchen. Mir genügt schon seit Jahrzehnten eine Kamera mit maximal Halbautomatik. Mehr als Zeit, Blende und ISO braucht es meiner Ansicht nach nicht. Abgesehen von der Videofunktion. Und natürlich zwei, drei gute Objektive.
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