Philipp Jakesch
Wasserlandschaften fotografieren
Flüsse, Seen und Meer im Wechsel der Jahreszeiten
Die Naturfotografie gehört sicher zu den beliebtesten Genre in der Fotografie. Aber es gibt nicht nur „die“ Naturfotografie, sondern sie unterteilt sich wiederum in eine Vielzahl von Themen, denen man sich widmen kann. Ein Thema ist das Element Wasser. Wir mögen es in der Regel nicht wenn es von oben herab kommt.
Der Autor Philipp Jakesch stellt uns in seinem Buch Wasserlandschaften vor. Und das auf sehr eindrückliche Weise. Zahlreiche schöne Fotografien runden das Buch ab. Aber was wäre auch ein Buch über Fotografie, wenn es keine Abbildungen enthielte?
Der Untertitel verrät, was wir erwarten können. Nämlich Flüsse, Seen und Meer im Wandel der Jahreszeiten.
Philipp Jakesch ist kein Unbekannter. Er hat sich als Landschaftsfotograf etabliert und kann von seiner Fotografie leben. Das bedeutet schon sehr viel. Ihm wurde der Titel „Qualified European Photographer“ verliehen. Er leitet Fotoreisen und Workshops in ganz Europa.
Sein Buch richtet sich an fotografierende Naturliebhaber, die, wenn überhaupt, nur über rudimentäre fotografische Kenntnisse verfügen. Sie sollten mindestens eine Kamera besitzen, bei der Sie alle Einstellungen manuell vornehmen können und über Objektive mit Filtergewinde verfügen. Fotografierende (damit meine ich nicht Fotografen und Fotografinnen neudeutsch gegendert) finden sicher Inspiration und nützliches weiterführendes Wissen rund um die Fotografie. Fortgeschrittene im Sinne von Fotografen, damit sind diejenigen angesprochen, die über fototechnisches KnowHow und Ausrüstung verfügen, werden allenfalls Anregung finden.
Zunächst bekommen wir einen kleinen Exkurs zur Anomalie des Wassers. Gleich darauf folgt eine Frage an den Leser, die Leserin, die nicht unbedingt Anklang finden mag, aber durchaus berechtigt ist. Der Autor zielt darauf ab, dass eindrückliche Bilder nicht nur durch eine im Bereich des Komforts liegende Herangehensweise entstehen können und warnt uns vor einer Demotivationsfalle, die ins Geld gehen kann. Er ruft auf zu einer motivierten positiven Sicht in Bezug auf die Unbilden des Wetters. Das wird deutlich in der Entstehungsgeschichte zu Abbildung 1.3. Philipp Jakesch nimmt nasse Füsse in Kauf. Dabei hätte er vllt. auch das gleiche Bild trockenen Fusses erreichen können.
In Sachen fototechnischem Equipment rät er zur Reduktion. Was er jedoch in Bezug auf die technischen Qualitäten diverser Kamerasensoren aussagt, darf in heutiger Zeit durchaus bezweifelt werden. Dies bezieht sich insbesondere auf einen Zusammenhang zwischen druckbarer Größe und dessen Qualität in Abhängigkeit es Sensors. Das ist überholt und völlig unwesentlich in Bezug auf das eigentliche Thema des Buches. Zumal er die Frage nach dem stellt, was wir denn fotografieren wollen. Wasserlandschaften vllt? Man mag ihm auch erlauben, seine sich im fünfstelligen Euro Bereich befindliche Ausrüstung vorzustellen. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken und blättern Sie einfach darüber hinweg, so wie ich.
Die einzelnen Kapitel im Buch:
- Einleitung
- See und Teich
- Bach und Fluss
- Meer und Wellen
- Eis und Schnee
- Nachts am Wasser
- Der künstlerische Blick
- Techniken für Aufnahme und Bildbearbeitung
- Danksagung
Im ersten Beispiel zu dem Kapitel See und Teich geht es um Spiegelungen als einen einfachen Weg um zu eindrücklichen Bildern zu gelangen. Der Schwerpunkt liegt in der Schärfentiefe, die, so der Autor, zentral wichtig als kompositorisches Mittel ist. Er geht kurt darauf ein. Neben den bereits angesprochenen vagen Aussagen kommt es auch zu Ungereimtheiten. So zum Beispiel soll das Wellenspiel des Wasser verantwortlich für die unscharfe Abbildung eines Baumes sein, der sich wohlgemerkt nicht im See spiegelt.
Das sind aber Kleinigkeiten. Mir gefällt ganz besonders die Schreibarbeit. Es sind die Geschichten, die uns nacherleben lassen, wie es zu den Bildern gekommen ist, welche Überlegungen für den Fotografen welche Rolle gespielt haben.
Fragen über Fragen und gut das sie gestellt und auch beantwortet werden. Dabei stellt sich heraus, dass es niemals nur die eine Antwort gibt. So regt Philip Jakesch immer wieder dazu an, sich nicht nur mit einem Foto zufrieden zu geben und die vielfältigen Möglichkeiten zu nutzen. Er wird nicht Müde, auf Dinge hinzuweisen, die dem Bild das Besondere verleihen, es mit einer Art Wow-Effekt versehen.
Um den bestmöglichen Benefit aus dem Buch zu ziehen, empfehle ich, es von vorn bis hinten durchzuarbeiten. Das ist deshalb notwendig, weil die fototechnischen Belange über die Kapitel hinweg verstreut wurden. Ansonsten können Sie den Index verwenden um gezielt danach zu suchen. In mancherlei Hinsicht bleibt der Autor leider nur vage in dem er inhaltsleere Sätze verwendet, mit denen man nichts anfangen kann. Das Wie bleibt darin offen. Auch fototechnische Fehler zeugen von einer Oberflächlichkeit. Das trübt meinen sehr guten Eindruck vom Buch ein klein wenig. Einen Stern würde ich dafür in Abzug bringen wollen. Auf einen Punkt muß ich an dieser Stelle hinweisen, da Sie ihn falsch interpretieren könnten. In Kapital. 3.2.3. spricht der Autor von Blendenstufen. Dieser Begriff wird leider von vielen Fotografen fälschlich benutzt. Gemeint sind Belichtungsstufen!
Alles in allem ein gelungenes Buch mit sehr viel Inspirationspotenzial. Ich kann es jedem Natur- und Landschaftsfotografen empfehlen.
Schreibe einen Kommentar