Von Leuten, die in die Wildlife Fotografie einsteigen wollen höre ich immer wieder davon dass sie sich eine Canon R7 kaufen aber die hohen Preise der RF Objektive abschrecken. Das gilt ganz besonders für den Super-Tele-Brennweitenbereich. Auf Dritthersteller kann man in diesem Bereich – derzeit noch – nicht wirklich zugreifen. Das sehr beliebte Sigma 150-600 mm gibt es nicht mit RF Mount. Das liegt aber vermutlich nicht an Sigma sondern an den Restriktionen durch Canon. Gleiches gilt ähnlich auch für Nikon mit dem Z-Mount. Zurück zu Canon. Der EF Mount stammt noch aus Spiegelreflexzeiten.
Canon bietet in dem für Wildlife Fotografen interessanten Brennweitenbereich mehrere teils kostenintensive Objektive an, seien es Festbrennweiten oder Telezooms. Interessante Telezooms sind z.B. ein 100-400 mm f 5.6-8 (700 €), ein 100-500 mm Blende 4.5 – 7 (3300 €), ein 200-400 mm f4 (12600 €), ein 200-800 mm f6.3-9 (2500 €). Zu letztgenannten gibt es quasi nur von Sigma die Alternative für den EF-Mount, das 150-600 f 5-6.3 (1000 €), der erforderliche Adapter ist mit 100 € preiswert.
Angebote im Super-Tele Bereich durch Dritthersteller sind so gut wie nicht vorhanden. Meine Recherche bei den großen Fotohändlern Calumet, Foto-Mundus, Foto-Erhardt, Camera-Express u.a. blieb stand heute erfolglos. Da stellt sich mir die Frage ob es seitens Canon Einschränkungen gibt? Das gerade Sigma kein Tele-Zoom Objektiv mit RF-Mount anbietet, ist verdächtig. Sigma hat ein Telezoom 300-600 mm Blende 4 Sports für L-Mount (7000 €). Hochpreisig, aber es ist vorhanden, was zeigt, dass Sigma so etwas bauen kann. Andere Telezooms von Sigma sind für Fujifilm oder Sony im Angebot. Ich habe keine Antwort finden können auf meine Frage nach den Gründen dafür, warum es im Telezoom und auch bei den Festbrennweiten im hohen Brennweitenbereich von Drittherstellern keine Angebote vorhanden sind. Ich vermute, dass Canon den RF-Mount nicht vollumfänglich frei zur Verfügung gestellt hat, sondern dem jeweiligen Dritthersteller genaue Grenzen setzt, welche Objektive sie anbieten dürfen. Mir scheint es daher nicht an einem mangelnden Interesse seitens der Dritthersteller zu liegen. Vllt ist der Fotomarkt inzwischen derart in der Krise, dass man sich selbst das dünnste Scheibchen Wurst nicht mehr vom Teller nehmen lassen will.
Zurück zu der Adapterlösung, ist diese zu schön um Wahr zu sein? Leider nein. Meines Erachtens ist die Adaptierung nur etwas für diejenigen, die von einer Canon Spiegelreflexkamera auf das moderne spiegellose System umsteigen und ihre vorhandenen Objektive weiter verwenden wollen. Diese Objektive sind aber von ihrer Konstruktion her veraltet insbesondere was den Autofokus angeht. Sie können mit den modernen RF Objektiven, die einen superschnellen Autofokus der Systemkameras überhaupt bedienen können, nicht mithalten. Das ist der Preis für Schneller, Höher, Weiter.
Mein Fazit: Wer neu in das Canon R-Mount System einsteigt und in die Welt der Wildlife Fotografie eintauchen möchte ohne tief in die Geldbörse greifen zu wollen oder zu können, muss sich mit den preiswerten aber eher lichtschwachen Telezooms und Festbrennweiten von Canon abfinden. In kurzer Zeit stellt sich aber heraus, dass das preiswerte 100-400 mm am oberen Ende, obwohl es auf Normalformat umgerechnet 640 mm aufweist an der R7, nicht ausreicht weil man den relativ kleinen Vogel auf weite Distanz Bildfüllend abbilden möchte. Da landet schnell dass 800 mm f 11 (1100 €) im Warenkorb um dann aber wieder die Flexibilität des Zooms zu vermissen. Wenn man mal die Preise für das 100-400 mm und dem 800 mm zusammenzählt (1800 €), kann man auch etwas mehr Geld in die Hand nehmen und gleich das 200-800 mm, bei Verzicht auf 100 mm am unteren Ende, kaufen und hat definitiv mehr Freude an seiner Ausrüstung von Anfang an.
Ich bin jetzt ein wenig abgeschwiffen vom eigentlichen Thema der Adapterlösung. Das lautet ja das kurze nüchterne Fazit: Finger weg wenn es um Neuanschaffungen von Objektiven geht. Vllt war der Artikel dennoch interessant für Dich.
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