Bildauszug aus dem Buch „Die große Fotoschule Naturfotografie“ Galileo-Verlag.
Die Schärfentiefe ist eines der bedeutenden Stilmittel in der Fotografie. Eine geringe Schärfentiefe hebt das Wesentliche einer Fotografie hervor. Ein zuviel an Schärfentiefe kann ein Bild unruhig erscheinen lassen.
Angenervt von den vielen Falschbehauptungen von vielen „Fotoprofessoren“ möchte ich hier einmal die Zusammenhänge von Blende, Brennweite, Abstand zum Objekt (und nicht Subjekt, darauf werde ich auch noch mal eingehen) und der daraus tatsächlich resultierenden Schärfentiefe eingehen. Fakt ist: die Brennweite bestimmt nicht die Schärfentiefe! Die Schärfentiefe ist völlig unabhängig von der Brennweite des verwendeten Objektivs! Neben der Blende ist der Abbildungsmassstab der maßgelbliche Parameter für die Schärfentiefe. Was bedeutet das? Ganz einfach, dass bei identischer Abbildungsgröße ein 300 mm Objektiv keine andere Schärfentiefe zeigt als ein 60 mm Objektiv.
Die Aussage ist insoweit allgemeingültig, da die Größe des Sensors ebenfalls keine Rolle spielt. Die Schärfentiefe wird nicht mit abnehmender Größe des Sensors geringer!
Subjektiv empfinden wir die Schärfentiefe eines Bildes das mit einem 300 mm Objektiv aufgenommen wurde als geringer, als eines mit einem 60 mm Objektiv aufgenommenen Bildes, welche den gleichen Bildausschnitt zeigen. Das liegt allein an dem Bildwinkel der verwendeten Brennweite. Dieser ist bei dem 300 mm Objektiv enger. Somit ist auf dem Bild weniger vom Hintergrund zu erkennen!
Hans-Peter Schaub hat das in seinem Buch „Die große Fotoschule Naturfotografie“ ab Seite 29 in dem Exkurs Schärfentiefe sehr schön veranschaulicht.
Auf das Buch bin ich hier in meinem Blog genauer eingegangen. Klick hier zum Beitrag.
Aber auch der „Altmeister“ der analogen Fotografie, Andreas Feininger, stellt in seinem Buch „Die hohe Schule der Fotografie“ auf Seite 55 fest:
„Ein Gewinn an Schärfentiefe geht also auf Kosten eines Verlustes der Abbildungsgröße. Wenn jedoch die Aufnahmeabstände so festgelegt werden, daß der Abbildungsmaßstab (die Abbildungsgröße) in beiden Bildern – dem mit dem kurzbrennweitigen und dem mit dem langbrennweitigen Objektiv – gleich ist, (was natürlich voraussetzt, daß das kurzbrennweitige Objektiv aus entsprechend kürzerem Aufnahmeabstand eingesetzt wird als das langbrennweitige Objektiv), ist die Schärfentiefe bei gleicher Abblendung in beiden Bildern gleich.“
Feininger hat sein Buch nicht für den Anfänger geschrieben. Also geht er davon aus, dass selbst dem fortgeschrittenen Fotografen die Zusammenhänge nicht geläufig sind und erwähnt sie daher explizit. Auf das Buch werde ich noch an anderer Stelle genauer eingehen.
In Feiningers Große Fotolehre schreibt er auf Seite 138:
„Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe) ist dreidimensionale Schärfe, die in der Aufnahme die Einstellschärfe in den zwei Richtungen senkrecht zur Einstellebene, also nach vorne und hinten, erweitert. Sie entsteht aus der Kombination von Einstellung (die die Einstellebene in den gewünschten Abstand von der Kamera verlegt) und Abblendung des Objektives (die die Tiefe der scharf wiedergegebenen Zone von der Einstellblende nacht hinten und zur Kamera hin erweitert) und ist eine Funktion der Blende.„
Tom Striewisch (www.striewisch-fotodesign.de) schreibt dazu:
„Auch die Brennweite hat Auswirkung auf die ST. Bei gleichem Aufnahmeabstand hat eine lange Brennweite wenig ST, eine kurze Brennweite dagegen viel ST. Entgegen der in vielen Fotobüchen geäußerten Meinung ist die Schärfentiefe bei unterschiedlichen Brennweiten auch dann verschieden, wenn das Motiv gleich groß abgebildet wird.“
[…] Zu Teil 1 des Artikels […]