Megapixel und noch mehr Megapixel? Das ist hier die Frage. Was bringt der technologische Fortschritt in Sachen Sensortechnik mit immer mehr Pixeln? Viele Fragen stellen sich mir, und ich werde hier versuchen, meine Antworten zu finden.
Der Stand der Technik ist im kleinen Bildformat 50 Megapixel. Mit kleinem Bildformat ist das Kleinbild gemeint, 24×36. Das wird heuer quasi als Vollformat angepriesen. Im Mittelformat, 6×6, 6×7, bestimmt Phase One die Höhe der Meßlatte mit 150 Megapixel. Das Mittelformat, ist auch nicht Voll! Denn das Vollformat hat es nie gegeben. Es gab nur das Kleinbild, das Mittelformat und das Großformat. Heuer gibt es unter dem Kleinbild noch das APS-C Format und das noch kleinere Micro-Four-Thirds Format. Das nur mal so am Rande, damit wir verstehen, auf welcher Fläche die Megapixel aufgebracht werden. Und je größer die Fläche, umso größer können die einzelnen Pixel sein. Das hat den Vorteil, dass mehr Licht eingefangen werden kann, was ein geringes Grundrauschen ermöglicht. Die Sensortechnologie hat sich mittlerweile so weit entwickelt, dass das Problem mit dem Rauschverhalten keine so überragende Rolle mehr spielt. Dazu trägt auch die immer bessere Prozessortechnologie bei. Die Vorabbildbearbeitung wird dadurch immer perfekter. Das gilt insbesondere für die so genannten Rohdaten. Es hält sich hartnäckig die Meinung, Rohdaten seien gänzlich unbearbeitet. Stimmt nur nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
Eine hohe „Auflösung“ bedeutet eine große Datei. Auflösung steht in Anführungszeichen, weil digitale Bilder keine Auflösung haben. Große Dateien benötigen viel Speicherplatz. Das ist heute in der Regel kein Problems, da Speichermedien im Terrabytebereich durchaus erschwinglich preiswert zu bekommen sind. Große Dateien benötigen an sich zunächst keine besondere Rechenleistung vom PC. Solange nicht, bis es um Bildbearbeitung oder Bildentwicklung geht. Mehrere hundert Bilder wollen da erst einmal von der Software verkraftet werden. Insbesondere wenn es um eine Stapelverarbeitung geht. Das gilt noch vielmehr, wenn hochauflösende Videos mit 4K 60Fps oder gar 8K erstellt wurden, die jetzt im Schnittprogramm bearbeitet werden sollen. Ohne entsprechende Rechnerpower macht das keinen Spaß. Also brauchen wir zu der schönen neuen Kamera auch noch einen neuen PC und zusätzlichen Speicher. Das sollte man bei einem Neuerwerb berücksichtigen und im Budget mit veranschlagen. Aber hier ist es noch nicht zu Ende. Sensoren mit 50 Megapixel und mehr benötigen auch Objektive, die überhaupt in der Lage sind, mitzuhalten. Dem Objektivbau sind physikalische Grenzen gesetzt. Die Linsen, die aus Glas gefertigt werden, sind aufwändig im Herstellungsprozess. Der Ausschuß ist nicht gering. Darum sind Objektive auch so teuer. Und wenn auch noch eine möglichst große Blendenöffnung verlangt wird, wird es richtig teuer. Da reden wir dann von einem 4-stelligen Betrag.
Mit meinem Geddankensturm hier spreche ich nicht die Leute an, die sich ums Geld keine Gedanken zu machen brauchen. Denen ist das egal, was es kostet. Es wird einfach das Beste gekauft. Wer auf sein Budget achtet und der Wurzeln hat, dem stellt sich die Frage, ob das alles wirklich notwendig ist. Meine Antwort ist, nicht wirklich, vllt aber doch. Der Reihe nach.
These 1: Mit einer hohen Auflösung brauche ich nur ein kleines Weitwinkelobjektiv. Teleobjektive braucht es ja nicht. Man kann ja in die Bilder extrem weit hinein zoomen und dadurch Bildausschnitte erstellen. Das ist dann so, als wenn man Teleobjektive verwendet hätte. Das ist doch eine gute Sache. Teleobjektive sind groß und schwer. Die Fototasche wird leichter. Prima. Vorhandene Objektive lassen sich zu Geld machen. Die Rechnung geht auf.
These 2: Ausschnitte erstellen kommt nicht in Frage. Der Ausschnitt hat dann nicht mehr die volle Auflösung. Die Detailschärfe nimmt mitunter deutlich ab. Bei Verwendung eines Teleobjektives steht immer die volle Auflösung zur Verfügung. Und ich kann hineinzoomen. So als wenn man statt einem 300mm ein 600mm Objektiv verwendet hätte. Der Qualitätsverlust im Detail ist akzeptabel.
These 3: Endlich super Bildqualität für Instagram und Facebook. Nein, dafür reicht ein aktuelles Smartphone. Auch für Videos. 4K sollten allerdings möglich sein. Aber 50 Megapixel braucht es nicht. Youtube hat seinen eigenen Allgorithmus auch für 4K Videos. Die sehen dann auch wirklich gut aus auf dem großen TV. Sie haben aber bei weitem nicht mehr die ursprünglich Dateigröße.
Mein Fazit: Wer keine Wurzeln hat und mit den Superlativen der Hersteller vor anderen glänzen möchte, dem sei es gegönnt. Der braucht das dann auch um endlich die Bilder seines Lebens machen zu können, zu denen es in Ermangelung der Technik bisher nicht gekommen ist. Und wahrscheinlich auch trotzdem nicht kommen wird. Wer jedoch einfach ein Werkzeug braucht, welches für seine Zwecke ausreicht, kauft nur das Notwendige bei Beachtung des Budgets.
Exkurs
Hochauflösende Bilder kann man auch mittels Panoramatechnik erstellen. Und man hat vielleicht sogar noch mehr Freude am Fotografieren als nur einfach einmal auf den Auslöser zu drücken. Langsame bewußte Fotografie dient der Entschleunigung. Und Entschleunigung trägt dazu bei, dem Bildaufbau mehr Bedeutung beizumessen. Bei der oben angesprochenen Panoramatechnik werden mehrzeilig Panoramen erzeugt. Durch z. B. 3×3 Einzelbilder, die dann zu einem Bild zusammengefaßt werden. Manche Kameras bieten auch eine ähnliche Funktion an, um hochauflösende Bilder zu erstellen. Der Sensor wird dann entsprechend bewegt. Die dabei erstellten Einzelbilder werden zu einem Bild zusammengefaßt. Vollautomatisch.
Portraitfotografie
Weniger Auflösung ist mehr! Was machen Sie mit einem Halbportrait, in dem Sie jede noch so winzige Hautunreinheit in extremer Schärfe sehen? Sie gehen in die Bildbearbeitung und zeichnen die Haut weich. Vllt. klatschen Sie auch nur einfach einen Filter drauf. Aber egal. Sie reduzieren nachträglich die Auflösung. Warum dann nicht gleich mit geringerer Auflösung fotografieren? Macht Sinn oder? Und Details wie z. B. Wimpern kann man moderat nachschärfen, wenn es sein muß. Frauen lieben weiche Haut. Bei dem rauhen Seemann sieht das eventuell schon wieder anders aus.
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