Buchecke Fachbuch Menschen Portraitfotografie Rezension

Therapie vor der Kamera?

Maja Tabea Jerrentrup – Zum Potenzial inszenierter Menschenfotografie

Die Autorin geht der Frage, nach dem Warum sich Menschen vor der Kamera in Szene setzen, nach. Es sind keine Spekulationen oder Mutmaßungen, die als Antwort herhalten. Das Gegenteil ist der Fall.
Sie erläutert ihre Herangehensweise, die man durchaus als wissenschaftlich fundiert betrachten darf. Es sind keine Spekulationen über die möglichen Motivationen der Modelle. Die Autorin stand anfänglich selbst vor der Kamera und wechselte dann zur Position dahinter. Ihre inszenierte Fotografie hat einen Namen. Den der Künstlerin Jamari Lior. Ich selbst bin auf fast unglaubliche Art zu einem teilhabenden Beobachter ihrer Arbeit geworden. Wobei sich die Teilhabe auf das Schleppen von Ausstattungsteilen und Lichtequipment mehr oder weniger bezog. Ich selbst zu der Zeit gerade Anfänger in der Peoplefotografie erahnte nicht mal, mit wem ich es zu tun hatte. Das sollte sich schnell ändern und ich begann zu beobachten und zu lernen. An dieser Stelle sage ich noch einmal herzlichen Dank für diese Möglichkeit.
Das vorliegende Buch beantwortet meine nie verbal gestellte Frage nach dem Warum. Ich habe es als gegeben hingenommen. Lag mein Fokus doch mehr auf dem Bildergebnis, denn auf der Motivation.
Das Buch ist spannend zu lesen und vermittelt einen fundierten Einblick in die Beweggründe der beteiligten Personen. Auch als Fotograf sollte man sich die Frage nach dem Warum stellen. Und die Antwort sollte nicht einfach lauten “wegen der Bilder”. Die Autorin hat es sich nicht einfach gemacht und bringt Aspekte hinein, die sehr interessant sind. Sie zitiert zahlreiche Quellen teils wissenschaftlicher, psychologischer und philosophischer Natur. Auch die Protagonistinnen, denn meist sind es Frauen, die sich fotografieren lassen, kommen anonymisiert zu Wort.
Die Autorin erörtert die Situationen von Fotoshootings und stellt ihre Sicht auf die verschiedenen Fotothemen dar.

Die Ausgangsfrage lautet “Therapie vor der Kamera?”. Kann das Modeln eine Art von Psychotherapie sein? Die Überlegungen der Autorin dazu sind spannend und Interessant, vielschichtig und komplex. Und die Antwort ist nicht eindeutig, wenn auch viele der befragten Modelle sich positiv in Bezug auf die Wirkung von Fotoshootings auf deren Wohlbefinden äußern.

Über die Autorin (Quelle: Wikipedia)
Maja Jerrentrup studierte an der Universität Trier, der Universität Utrecht und dem Loyola College Chennai Medienwissenschaft, Ethnologie und Psychologie und absolvierte eine studienbegleitende journalistische Ausbildung über ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. 2010 promovierte sie bei Christoph Antweiler und Michael Schönhuth in visueller Anthropologie mit summa cum laude. Dabei beschäftigte sie sich mit semiotischen Bildanalysen. Während längerer Aufenthalte in Südasien stand Lior zunächst vor, dann hinter der Kamera. Heute arbeitet sie als Associate Professorin für Medien und Fotografie an der Ajeenkya DY Patil University in Pune, Indien und unterrichtet das Fach “Photography” am Indian Institute of Photography in Noida, Indien. In Deutschland ist sie als Fotojournalistin aktiv.

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