Neu in meinem Bücherregal: Brian Dilg, Wie Fotos wirken, Wie wir sehen, Wahrnehmen und Denken
Ähnlich wie ein guter Fotokurs einem raus aus der Automatik der Kamera verhilft, verhält es sich mit diesem Buch. Leica hatte mit folgendem Spruch seine Kameras beworben: „wer sehen kann, kann fotografieren. Sehen lernen kann lange dauern“. Aber wie funktioniert Sehen und reicht es aus? Brian Dilg zeigt durch seinen wissenschaftlich nachvollziehbaren Ansatz die in Allem vorhandenen Prinzipien auf. Wer versteht, wie also Sehen, Wahrnehmen und Denken funktioniert, ist in der Lage, mit diesem Wissen und dem fotografischen KnowHow Bilder zu erzeugen, die etwas aussagen. Somit sind wir bei der folgenden Aussage: „Bilder entstehen nicht in der Kamera, Bilder entstehen im Kopf“. Quod erat demonstrandum. Was zu beweisen wäre, wird in dem Buch vollzogen. Wie wertvoll dieses Buch ist, wird von Kapitel zu Kapitel immer deutlicher. Die Schreibart ist alles andere als trocken wissenschaftlich.
Kennen Sie das? Fasziniert von einem Motiv nehmen Sie die Kamera und machen das Foto. Um dann festzustellen, dass es gar nicht mehr faszinierend ist, was Sie fotografiert haben. Diese Frage, und viele andere, warum das so ist, wird in dem Buch beantwortet. In unterhaltsamer Weise mit vielen Beispielen werden wir dem spannenden Thema nahe gebracht. Es gibt viele spannende Bücher, die uns veranschaulichen, wie wir ein besserer Fotograf werden, die Seele der Kamera erforschen, was die Kunst der Fotografie ausmacht und so weiter. Alle diese Bücher lassen aber eine sehr wichtige Frage offen, die sich vermutlich all den Autoren nie bewußt gestellt hat. Nämlich die Frage, wie macht man das? Oder wie kommt man dahin es so zu machen? Wir beschäftigen uns sehr viel mit den technischen Dingen der Fotografie und auch der Bildbearbeitung. Was uns fehlt ist die Grundlage, das Podest auf dem alles steht. Ohne diesem werden wir uns nicht weiterentwickeln. Brian Dilg gibt uns mit seinem kleinen Buch eben diese Grundlage. Es ist besonders wertvoll, wenn wir uns in die Rolle des Betrachters begeben. Nur wer nicht völlig abgehoben von sich selber derart eingenommen ist, dass er seine Bilder für das Maß der Fotografie hält, wird sich sicher schon hier und dort oder öfter gefragt haben, warum andere Bilder, vllt vom selben Ort, so faszinierender sind, als die eigenen.
Manche Bilder in dem Buch sollten wir als exemplarisch betrachten, was sie ja auch sind. Auf Seite 96 hat der Fotograf eine Szene vorgefunden. Er hat sie nicht arrangiert, so wie es im Text suggeriert wird. Es ist also eine Melange aus dem Wissen um Wahrnehmung und Wirkung und einem glücklichen Zufall bzw. langem Suchen nach dem passenden Motiv. Das ist aber auch schon alles, was ich an Kritik anzumerken habe. Ich kann aber nur das kritisch betrachten, was ich zu erkennen in der Lage bin. Wissen ist die Grundlage. Damit übernehme ich das Schlusswort Jeder verbessert sich mit etwas Übung. Es gibt keine Abkürzungen. So einfach ist das.
Brian Dilg lüftet das Geheimnis des Sehens, Wahrnehmens und ja, des Denkens in der Fotografie. Nach dem vergnüglichen Studium dieses kleinen Büchleins werden Sie fortan anders an Ihre Fotografie herangehen. Natürlich nur, wenn Sie das auch wollen und wißbegierig sind.
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar. Hier geht es direkt zu dem Buch. Der Link öffnet einen neuen Tab im Browser.
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